Reviews

Udayan Vajpeyi
Poet Bharat Bhavan Museum

1995, Bhopal, India

About Bsakets & Air

Über Körbe und Luft

Sie kam zu uns und ich begann, wie ein Ortsirrer, sie einzuordnen – geografisch, in einem Land, auf einem Berg, in einem Flugzeug. Sie sprach über Luft. Sie findet, dass die Luft überall dieselbe ist und sie gehört der Luft. Sie breitet sich wie transparente Farbe in der Luft ihres Seins aus – direkt vor meinen Augen. Dann kam ihr Sohn in den Raum, in dem wir gerade sprachen. Ja, er kam mit einem Strauß aus seinen Liedern, seinen Farben, seinen Tänzen. Eigentlich konnte ich ihn den Raum betreten fühlen aus tausenden Kilometern Entfernung. Ich konnte die Malerin Gosha sehen, wie sie ein Portrait malte, ein Portrait ihrer selbst, Malerin Gosha malte das Portrait von Mutter Gosha, die sich in den Wassern der Liebe spiegelt, in den Augen ihres Sohnes, der den Raum betritt in dem wir sprechen und doch nicht hereinkommt.

Sie hat einen Teil von sich überall dort hinterlassen, wo sie war oder nicht war. Ihre Gemälde sind Körbe, in denen sie die Fragmente der Orte sammelt, die von ihrem Dasein eingefärbt werden. Nein, es sind keine solchen Körbe, in denen sie Erinnerungen aufbewahren würde. Nein, keine Erinnerungen sondern das Leben selbst.

Gosha sammelt die Farben ihrer Abschiede wie Wolle von den Büschen in den fernen Bergen Kaschmirs, in Erinnerung an die weisen Worte ihres Vaters: „Nimm nur diejenige,  die auf den Strauch gefallen ist…“

Udayan Vajpeyi, Poet

Linde Rohardt
Art Historian, Kunsthalle Hamburg, Germany
January 2005, Hamburg

Gosha

…Die Stille, die Sublimierung, aber auch eine bewusst eingesetzte Vereinfachung sind die
Eigenschaften, die Goshas Arbeiten charakterisieren.

… Der Antrieb für ihr künstlerisches Schaffen sind ihre Gefühle und ihre Sinnlichkeit,
manchmal ihre Weisheit. All das betont die Poesie ihrer Gemälde.

„I have my eyes, I have my hands and I have my sense“ – these three come together in total harmony”. Mit diesen Worten beschreibt Gosha ihre künstlerische Tätigkeit. Egal, ob es sich dabei um Druckgraphik, Glasmalerei, Holzschnitt, Tusche oder Kohlezeichnungen handelt. Die künstlerische Emotion wird zum Maßstab für ihre Kunst. Goshas Talent wird von japanischen Künstlern und Lehrern am Jyoshibi College of Fine Arts in Tokio erkannt und gefördert. Hier lernt sie neue Techniken des Holzschnitts und der Lithographie kennen und findet zu ihrem eigenen Stil und ihrem persönlichen Ausdruck. Es sind versunkene, konzentrierte Arbeiten, die hier entstehen und die Goshas Blick auf die Welt wiederspiegeln. Über ihren Arbeitsstil sagt sie: „If you are in deep silence with yourself, the painting flows.” Die Stille, die Sublimierung, aber auch eine bewusst eingesetzte Vereinfachung sind die Eigenschaften, die Goshas Arbeiten charakterisieren. Um 1980 entstehen Arbeiten, die sich vor allem auf das weibliche Porträt konzentrieren. In diesen Bildern betont Gosha die Linie und die Flächigkeit. Mit harten und weichen, mit feinen und derben Konturen wird der Umriss des Gesichtes oder der Figur betont, mit geschwungenen fließenden Linien und zügigem Pinselstrich die Form erarbeitet. Gosha bevorzugt schwarze Farbe auf hellem Hintergrund, gelegentlich wird intensiv Farbe eingesetzt – je nach Gefühl. Denn in jedes Bild lässt Gosha ihre Empfindungen fließen. Gosha wählt und setzt die Farben analog zu ihren Gefühlen. So ist die warme Farbkombination von Orange- und Rottönen     beispielsweise voller Sinnlichkeit; erst die schwarzen Konturen formen das Gesicht oder die Figur und stellen sie puristisch anmutend heraus. Ernsthaft und einfühlsam geht Gosha mit ihren gemalten Figuren um. Das Bild wird zum Träger von Goshas seelischem Empfinden. Ihre Gesichter stehen niemals für eine bestimmte Person sondern immer für einen Ausdruck und sind zugleich Sinnbilder für das Nichtgreifbare des Lebens. Goshas Menschen stehen für Begriffe wie Liebe und Trauer, Nachdenklichkeit und Freude.

Um 1998 greift Gosha auch andere Motive und Themen in ihrer Kunst auf, gelegentlich mit Tendenz zur Abstraktion. So entstehen Ölbilder wie z.B. die gleichzeitige Darstellung blühender und verwelkender Laubblätter, die symbolisch für den Kreislauf von Leben und Tod, für das Werden und Vergehen in der Natur stehen. Die Natur ist für Gosha ein wichtiger künstlerischer Impuls, denn in der Natur kommt sie mit dem Leben in Berührung. Die Natur lügt nicht, weiß Gosha, und sieht in ihr ihren ehrlichsten und treuesten Lehrer. In den letzten fünf Jahren hat sich Gosha mit dem Bemalen von Glas befasst, in erster Linie Gebrauchsgläser wie Wind- und Teelichter. Auch hier wird die Farbe als Stimmungsträger eingesetzt. Gosha mischt alle Farben selbst an. Jede Farbe wird nuanciert und bedacht eingesetzt, wenn Gosha kleine Symbole und Ziffern, figürliche und abstrakte Motive in zarten und groben Pinselstrichen auf das Glas malt. Kein Glas gleicht dem anderen. Bei jedem Glas handelt es sich um eine einzigartige, wunderschöne und herzerwärmende Kostbarkeit.

Farbe und Form sind die Medien, mit denen Gosha ihre innere Befindlichkeit, die harmonische Übereinstimmung von Geschauten und Gemaltem, zum Ausdruck bringt. Gosha entzieht sich einer stilistischen Zuordnung, da es ihr um den einzigartigen Moment, um das individuell Erfahrene und Erfahrbare im Leben geht. Die Quelle von Goshas Kunst ist ihre innere Wahrnehmung, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Weisheit. Sie bestimmendas Poetische ihrer Kunst.  Gosha stellt ihre Kunst in den Kreislauf des Lebens und fordert den Betrachter auf, daran teilzunehmen.

Gosha arbeitet in einem wunderschönen Atelier in Eppendorf, wo sie seit 17 Jahren mit ihrem Sohn Toshi und ihrer Katze Kama lebt. Gosha freut sich über jeden Besucher und man lernt bei ihr nicht nur die Kunst kennen, sondern erfährt auch etwas über das Leben.

Bernd M. Kraske, Art Historian, Museum Director
Museum Rade am Schloß Reinbek, Germany
7. Juni 1998, Hamburg

Gosha´s Painting

…Der Kreislauf des Lebens und das ewige Spiel von Leben und Tod ist was diese Künstlerin inspiriert und ihr Impulse zu ihrem Schaffen gibt. Wenn ein trockenes Blatt langsam verwittert, stirbt und zu Boden fällt, entspringt ein neues und wird lebendig. Dies wird so einfach und subtil porträtiert, dass niemand darüber diskutieren muss. Es gibt keine Manipulation, keine Ideologie – nur den unvoreingenommenen Blick auf alles, was in der Natur existiert.

… Man könnte denken, die verwendeten Mittel sind bescheiden, doch diese Bescheidenheit ist Ergebnis einer intensiven Konzentration und kontemplativen Stille. Die Linien sind verbunden um die Formen extremer Reduktion und Simplizität ausgeprägt abzugrenzen.

Goshas Malerei

Goshas Malerei führt uns an die Schnittstelle zweier Kulturen: einerseits wurzelt sie technisch und thematisch in ihrer indischen Heimat, andererseits steht sie fest auf dem Boden der westlichen Moderne. Tochter eines indischen Vaters und einer polnischen Mutter, ist sie in Kaschmir aufgewachsen, 20 jährig nach Tokio übersiedelt, wo sie ein Kunststudium absolvierte und lebt nun, seit beinahe 10 Jahren, in Hamburg.

Die Lust und die Freude am Gestalterischen hat sie von ihren Eltern geerbt, beides Künstler. Und sie schaut mit dem Blick ihrer Heimat Kaschmir auf die Dinge, die sie darstellen will und amalgamiert gleichzeitig der Tradition ihrer Heimat die Erfahrung der Fremde, Japans ebenso wie die des westlichen Europas.

Und begegnen Miniaturen, Rollbilder und holzschnittartige Figurationen wie sie der persisch-indischen traditionellen Darstellungsweise entsprechen, erweitert um fernöstliche Kalligraphie mit breitem Pinsel, Tusche auf Papier. Aber auch Lithographien, an Picasso und Matisse erinnernd, zeigt diese Ausstellung, daneben Öl/Acryl und Mischtechniken in wasserlöslichen Farben.

Frau Gosha hat mit ihrer Malerei schnell Fuß gefaßt bei uns wie zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in den letzten Jahren belegen, ohne dabei jedoch die Tollheiten und Verrenkungen der Aufmerksamkeitsbuhlerei, die im Wesentlichen unseren gegenwärtigen Kunstbetrieb der Medien und Märkte beherrschen, mitzumachen. Fernab aller Trends und Strömungen arbeitet sie leidenschaftlich hingegeben der Suche nach Harmonie, nach der Urform des Kosmos wie allen Lebens.

Der Kreislauf des Lebens, das ewige Spiel von Werden und Vergehen beschäftigt die Künstlerin, ist Impuls für ihre Arbeit. Wie ein welkes Blatt sich langsam neigt, abstirbt und zu Boden fällt; daneben ein anderes sich erhebt und frisch aufblüht – das ist so einfach und unaufdringlich gestaltet. Da will niemand überzeugen, überreden, propagieren. Da gibt es keine Manipulation und schon gar keine Ideologie – da gibt es nur den unverstellten Blick auf alles natürlich Gegebene, und es gibt den symbolisch überhöhten Blick, wenn etwa die Weltenkugel aufgefangen wird von einem einfachen Blatt.

Schwere, Dynamik, Beharrungsträgheit und Rasanz: all das wird für einen Moment außer Kraft gesetzt. Das Blatt hebt und trägt des Kosmos, uns eingeschlossen, und es harmonisiert Gegensätze, Gegenbewegungen und –strömungen. Dies ist mit breitem Pinsel in klaren, schwingenden Linien hingesetzt. Bescheiden die Mittel, könnte man denken, aber diese Bescheidenheit ist das Ergebnis höchster Konzentration und kontemplativer Zurückgezogenheit. Die Linien bilden dabei stark umrissene Formen aus, von äußerster Reduktion und Kargheit. Der Zustand der Kontemplation überträgt sich im Medium der Malerei auf ihren Gegenstand. Blätter und Pflanzen, florale Ranken und Stile und immer wieder das Bild des Menschen, reduziert auf die Charakteristika des Antlitzes. Großäugig schauen diese Frauengesichter auf uns, umspielt die Züge von leiser Melancholie, so als wüßten sie um alle Geheimnisse in der Welt, um alle Gebrechen und Bresthaftigkeiten. Der Anflug von Trauer, der ihnen ebenso eignet, entspringt einem tiefen Wissen um die Endlichkeit allen Seins. Mit sanfter Resignation, beinahe schon mit jenseitigem Blick, schauen sie auf unser Tun und Treiben, so als wollten sie sagen: ganz gleich was immer ihr denkt und macht, die Wirklichkeit ist stärker als jede Imagination, die Wahrheit ist bei den Dingen und nicht bei den Bildern, die ihr euch davon macht, die ihr macht. Dies ist, so denke ich, eine demütige Haltung. Da wird der Blick frei auf die Leidenschaft, hinter der Person der Künstlerin.

Die Reduktion im Technischen, die Konzentration auf einfache Linien, macht die Farbe mit. Schwarz und Weiß meist nur oder Schwarz auf Ziegelrot, das sind die Farben, die Goshas Arbeit zunächst bestimmen. Daneben gibt es jüngste Arbeiten, wiederum Pflanzen und Blätter, die weitgehend monochrom daherkommen, pastos der Farbauftrag, mit zum Relief abzielender Kratz- und Spachteltechnik.

Unterstützt die Monochromie den Eindruck von Ruhe, Souveränität und Weltabgewandheit, so zeigen die etwas älteren Miniaturen farbfreudige Aufgeschlossenheit und Gestaltungslust. Zwischen sich immer mehr und stärker auflösender Konkretion und absolut informeller Abstraktion kreisen Linien und Spiralen, flirren florale Gebilde in- und nebeneinander und prätendieren Farbenspiele als Ausdruck von Sinneslust und Leidenschaft. Es ist die Lust am Malen, die hier Oberhand gewinnt über die sonst so strenge Observanz der Gosha`schen Gestaltungskraft.

Katrin Winkler Kulturmanagerin
Potsdam, Germany

Serendipity
Harmonisches Zusammenkommen
Vernissage am 8. März 2008

Goshas Kunst ist geboren aus der Intuition. Um Gestalt anzunehmen – in welcher Form auch immer, sei es als Malerei, Zeichnung, Druckgraphik, Glasmalerei oder Keramik – wird der Zustand innerer Ruhe und Kontemplation zu einer conditio sine qua non, zur unabdingbaren Voraussetzung. Nur dann steigen die inneren Bilder an die Oberfläche hoch und verlangen danach, Gestalt anzunehmen. Diese Vision von dem zu schaffenden Werk gibt Gosha den entscheidenden Impuls für den künstlerischen Akt.

Show full Review (German)

Herzlich willkommen hier in den Räumen von primaDonna, dem Kultur- und Bildungsbereich des Vereins Frauenzentrum Potsdam. Heute ist der INTERNATIONALE FRAUENTAG – und international geht es heute auch bei uns zu: Kunst, Büffet und Film. Ich freue mich, dass Sie, an diesem Samstag Morgen, hier her gekommen sind: Serendipity – Harmonisches Zusammenkommen- so heißt die Ausstellung die Gosha Nagashima-Soden für uns zusammen gestellt hat. Herzlich willkommen Gosha! Serendipity – ein Wort, welches nicht unbedingt zum englischen Grundwortschatz gehört. Lassen Sie uns dieses Wort doch einfach mal gemeinsam laut aussprechen: Serendipity…

Serendipity
A harmonious coming together                  Harmonisches Zusammenkommen
A beautiful coming together by chance     Zufällig- ein schönes Zusammenkommen
A harmonious encounter                             Eine harmonische Begegnung

Wörtlich übersetzt bedeutet SERENDIPITY
1.    Spürsinn
2.    glücklicher Zufall
3.    mehr Glück als Verstand
4.    zufällige Entdeckung

International- Gosha Nagashima-Soden: indisch und polnische Wurzeln, wuchs in Kaschmir und Polen auf, Studium und Leben in Japan. Seit einem Jahr lebt sie in Potsdam (NICHT in Berlin!) und hat mitten in der Stadt ihr Atelier, in dem BesucherInnen herzlich willkommen sind.

„Ich wünschte, ich brauchte nicht zu schlafen, um alle Ideen, die ich im Herz und im Kopf habe zu verwirklichen!“ Morgens stehe ich auf, gehe ins Atelier und arbeite. Alles ist ein Prozeß. Es gibt kein „best of“ – I´m looking for something! Kind of struggle with myself. Finish: picture – let it go! “You are behind the picture .”– tension during the work/ Spannung- Anspannung “Painting must talk. If it talks to you- it´s fine!”

Ich wünschte ich hätte endlos Zeit! Arbeit- Lebenszeit – Künstlerin Wenn du´s nie richtig ruhig hast, kann nichts Neues/Frisches entstehen. silent watching: Du arbeitest ständig, schaust ständig. „Look – you have nothing else to do..“ deine Augen sind so wichtig. Kombination von innerem Wissen mit neu Gesehenem Es geht um den einzigartigen Moment, um das individuell Erfahrene und Erfahrbare im Leben. „I look all the time!“ to come to the real things – essence! Hauptthemen: FORM- LICHT- LINIE Alles startet mit einer Form. “I like, what is.” Inspiriert von Natur (nature = pure art= it´s a treasure), Gang der Jahreszeiten Aus der Beobachtung von Dingen im Wandel schöpft Gosha ihre Inspiration, z. B. das täglich neu zu erlebende Werden und Vergehen in der Natur, welches sie direkt vor ihrer Haustür in ihrem Garten beobachten kann. I´m an artist – need no language, ich höre zu Silence in my work “If you are in a deep silence with yourself, the painting flows.” Ihre Kunst ist eine stimmige Kombination eines kreativen Geistes und Blickwinkels, einer sicheren Hand und außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten. Quelle von Goshas Kunst: ihre innere Wahrnehmung, ihr Einfühlungsvermögen und ihre Weisheit. “I have my eyes, I have my hands and I have my sense.” Ich arbeite mit Augen und Händen. “It´s like micro and macro!” Glasgefäße – gr. Leinwand Farbe als Stimmungsträger, Gosha mischt alle Farben selbst aneigene Farben, sie möchte wissen, was drin ist, Pigmente Glasgefäße, handgemalte Unikate, Spiel mit dem Licht: Kerze drin – Lichtwechsel- Muster und Farben erfahren bizarre Wandlungen. Manchmal arbeitet sie drei Wochen an einem Glas. Nicht das Ergebnis ist das Wichtigste, sondern der Weg dorthin. Questions are welcome Workshop with Gosha in summer When you not look at art, it´s not alive! Lassen wir die Kunst lebendig werden – hier bei uns. Und dabei: uns begegnen. In Harmonie. Serendipity…

Almut Andreae, Art Historian
Altes Rathaus, Potsdam, Germany
Oktober 2008

Reflective Mind

Eröffnungsansprache zur Vernissage der Ausstellung „reflective mind“ mit Malerei und Zeichnungen und Druckgraphik von Gosha Nagashima-Soden im Alten Rathaus Potsdam am 6. Oktober 2008

Es gibt eine Wahrheit, die auch auf Personen, die von Berufs wegen mit Kunst zu tun haben, entwaffnend wirkt: Ein gutes Kunstwerk spricht für sich, die Wahrheit liegt ganz allein bei ihm. Es muss für sich allein bestehen. Ein Bild, das für sich spricht, sich aus eigener Kraft mitteilt, benötigt keine Übersetzungshilfe, keinen ergänzenden Kommentar. Gestatten Sie mir dennoch an dieser Stelle einige einführende Worte, um Sie mit der Künstlerin Gosha Nagashima näher bekannt zu machen. Erst vor einem Jahr ganz neu in Potsdam angekommen, ist sie hier bislang noch nicht so bekannt.

Vielleicht wird man Gosha am ehesten gerecht, wenn man sie als eine Universalistin beschreibt. Aufgewachsen zunächst in Kaschmir, dann in Polen, war die Tochter eines indisch-polnischen Künstlerpaares von Geburt an mit sehr unterschiedlichen kulturellen Prägungen konfrontiert. Mit Anfang 20 entschied sich Gosha nach Tokyo zu gehen. An der Joshibi University of Art and Design hat sie sich ihren heißen Wunsch erfüllt, Kunst zu studieren. Ebenfalls in Tokyo wurde ihr Sohn Toshi geboren. Im Alter zwischen 20 und 30 nahm Gosha die Einflüsse der japanischen Kultur tief in sich auf. Auf Japan folgte Deutschland. Hier hat die Künstlerin fast 20 Jahre lang in Hamburg gelebt. Der immer wieder neu unternommene Versuch, sich in extrem unterschiedlichen Kulturen zu verwurzeln, ließ Gosha mehr und mehr erkennen, wo sie selbst steht. Wenn sie nun ihrer ersten offiziellen Ausstellung in ihrer neuen Wahlheimat Potsdam den Titel „reflective mind“ verleiht, geschieht das selbstverständlich nicht von ungefähr. Ganz im Gegenteil liegt darin eine ganze Menge Selbst-Offenbarung. Denn was Gosha mit „reflective mind“ umschreibt, ist Spiegel ihrer inneren Haltung und bildlicher Ausdruck für ihren Blick auf die Welt. Indem sie intensiv hinschaut und hinhört, verbindet sich die Künstlerin mit Menschen und Eindrücken einer Landschaft, einer Stadt. Das Erlebnis einer jungen Mutter, die ihr Neugeborenes an sich schmiegt, taucht wie von selbst in der Kunst wieder auf. Hier nimmt es Gestalt an: in einer ganzen Serie von Zeichnungen, von denen sie eine hier sehen. Für weitere Impressionen sorgen die Spaziergänge der Künstlerin durch Potsdam. Vom ersten Moment an ist sie beeindruckt von dem teils morbiden Charme dieser geschichtsträchtigen Stadt. Die jüngsten Bilder Goshas, die noch ein bisschen den Geruch frischer Ölfarbe verströmen, spiegeln ihren Versuch wider, sich malend dem besonderen Flair Potsdams anzunähern. Die charakteristische Farbe der alten Hausfassaden hat sich wie eine zweite Haut über die „Birke mit Mistelzweig“, den „Engel für Potsdam“ und das Gemälde namens „reflective mind“ gelegt. Mit einer malerischen Dokumentation konkreter Situationen und Erlebnisse haben jedoch weder die erwähnten Ölgemälde noch die daneben gezeigten Tuschzeichnungen aus der Serie „walking in potsdam“ etwas zu tun. Selbst wenn die Künstlerin – wie im Falle der kleinen Zeichnungen – im Freien vor dem Motiv arbeitet, ist es nicht ihr Interesse, die Dinge  im Verhältnis 1:1 in die Fläche zu übertragen. In dem Augenblick, wo sie etwas sieht und festhält, hat sie sich schon von dem Vorbild gelöst. Nicht eine Sekunde lang geht es Gosha um einen Abbildungsprozess in realistischer Manier. Ihre Malerei und ihre Zeichnungen werfen die eigenen Empfindungen wie ein Echo zurück. Auch dies ein Aspekt des „reflective mind“ als ein Bewusstseinszustand, indem Erlebnisse, Eindrücke und Emotionen übersetzt werden in Farben, Formen, in Licht und Dunkel und in den Rhythmus der Linien oder einer Kontur.

Goshas Kunst ist geboren aus der Intuition. Um Gestalt anzunehmen – in welcher Form auch immer, sei es als Malerei, Zeichnung, Druckgraphik, Glasmalerei oder Keramik – wird der Zustand innerer Ruhe und Kontemplation zu einer conditio sine qua non, zur unabdingbaren Voraussetzung. Nur dann steigen die inneren Bilder an die Oberfläche hoch und verlangen danach, Gestalt anzunehmen. Diese Vision von dem zu schaffenden Werk gibt Gosha den entscheidenden Impuls für den künstlerischen Akt. Bemerkenswert ist: mit der selben Hingabe entwickelt die Künstlerin eine Tuschzeichnung, arbeitet an einem Ölgemälde oder widmet sich der minutiösen Malerei filigraner Blütenranken auf Glas. Wenn auch unterschiedlich in der Anmutung, sind der lockere, großzügige Pinselstrich und die feine Miniaturmalerei auf Glas in Wahrheit ganz unmittelbar miteinander verwandt. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar, oder anders formuliert: beide Ausdrucksformen bedingen sich gegenseitig. Dabei wirkt die eine auf die andere zurück. Ob Gosha nun auf Leinwand oder Glas malt, ob sie zeichnet oder mit Keramik plastisch arbeitet: in der Herangehensweise bleibt sich die Künstlerin treu. Einflüsse der indischen und japanischen Kunst dokumentieren sich im Einsatz entsprechender Malmittel und Techniken. Neben der charakteristischen schwarzen Kalligraphie-Tinte verwendet Gosha mit Vorliebe auch jene orange-rote Shu-Tinte, deren Verwendung in Japan traditionellerweise allein den Lehren zu Korrekturzwecken vorbehalten ist. Statt zur Tube zu greifen, rührt und mischt sich Gosha alle ihre Malmittel nach eigenen Rezepturen an. Die Lust am Experimentieren, am Ausprobieren überträgt sich auch auf die gesamte Arbeitsweise. Immer wieder greift Gosha daher auf verschiedenen Formen der Mischtechnik zurück. In den Zeichnungen gehen Tusche und Wasserfarben neue Verbindungen ein. In viele Gemälden wird geritzt und gezeichnet, bevor die Ölfarbe ganz getrocknet ist. So auch in der Serie der „white flowers“, die die Malerin wie so oft auf unbehandelte Leinwand malt. An vielen Stellen schimmert die grobe Leinenstruktur durch und bildet zur hellen Farbigkeit des Bildes einen reizvollen Kontrast.

Gosha hat neulich halbwegs mit Heiterkeit, halbwegs mit Bedauern gesagt: „I’m a printer without a printing press and a potter without an oven.“ In Ermangelung also einer Druckerpresse und eines Keramikofens beschränkt sich die universell agierende Künstlerin zurzeit auf die Zeichnung und die Malerei. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, kann man in ihrer Kunst beobachten, wie sich beispielsweise in der Malerei Gestaltungselemente der Druckgraphik wieder finden und umgekehrt. Druckgraphische Arbeiten aus dem Werk der Künstlerin sind in dieser Ausstellung am Beispiel von Radierungen, Lithographien und Linolschnitt aus früheren Jahren  zu sehen. Für die Arbeitsweise Goshas charakteristisch ist, dass sie an Gewesenes immer wieder gerne anknüpft. Die Offenheit für neue Ausdrucksformen und die Wiederaufnahme früherer Themen und Techniken gehen Hand in Hand. Auch wenn es gewisse Vorlieben für bestimmte Motive wie für pflanzliche Formen, für die weibliche Figur oder Porträts gibt, entwickelt sich die Kunst Goshas gleichzeitig in die Freiheit der Abstraktion als Loslösung vom Gegenstand. Betrachtet man die künstlerische Arbeit Goshas als einen Prozess anhaltender Suche nach authentischen Antworten auf die Fragen des eigenen Seins, so liegt ein Schlüssel des Verstehens darin zu definieren: was nicht ist. Indem sie konsequent weglässt, was im Hinblick auf die Aussage einer künstlerischen Arbeit unwesentlich, ja überflüssig ist, beschreitet Gosha mehr und mehr den Weg der Abstraktion. Abstraktion verstanden als Reduktion und Verdichtung auf das, was wirklich wesentlich ist. Um zu der Einfachheit und Leichtigkeit zu gelangen, die insbesondere Goshas Arbeiten auf Papier auszeichnen, ist in der Vorstufe ein langer, nicht selten mühevoller Prozess notwendig. Er ist erst dann vollendet, wenn sich ein Kunstwerk maximal an die Ausgangsvision angenähert hat. Dieser Prozess geht einher mit Reifung und braucht für seine Vollendung Zeit, Ausdauer und sehr viel Raum. Um das Gemälde mit dem Titel „Eclipse“ („Finsternis“ – von Sonne oder Mond) fertig zu stellen, war zunächst ein kompletter Umzug zu von Hamburg nach Potsdam zu bewältigen. Denn als Gosha mit ihrem Mann Grahame vor einem Jahr die Remise im Hof der Dortustraße 55 bezog, um sich diese Schritt für Schritt zu dem heutigen stimmungsvollen Galerie-Atelier auszubauen, war es just das unter dem Titel „Eclipse“ vollendete Gemälde, das die Malerin erst wirklich in Potsdam ankommen ließ. Als ihr im größten Umzugschaos das unfertige Bild in die Hände fiel, war ihr mit einem Mal klar, welche Wendung das Bild nehmen musste, um fertig zu sein. Entstanden ist, Farbschicht für Farbschicht, ein sich verschwiegen gebendes Gemälde. Abhängig vom Lichteinfall hüllt es sich, ohne auch nur die geringste Zutat von Schwarz, in bedeutungsvolle Dunkelheit.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich lade Sie nun ein, in Goshas Bildern mit eigenen Augen auf Entdeckungsreise zu gehen und mit der Künstlerin ins Gespräch zu kommen.

 

Angela Di Bello
Director of Agora Gallery / Editor-in-Chief of ArtisSpectrum Magazine,
New York, USA

The paintings are skillfully executed in style and thematic milieu, achieving poignancy through a unique perspective that resonates throughout the body of work.  The rich earth toned colors provide the emotional sustenance that is communicated in all of the paintings. Resolute in style, technique and perspective, I feel that the paintings have broad appeal and will resonate well in New York and with our international audience.

 

Staatsballett Berlin
Präsente zum Saisonauftakt | Gifts for the dancers

https://staatsballettberlin.wordpress.com/2011/09/26/prasente-zum-saisonauftakt-gifts-for-the-dancers/

Letzten Freitag war Marlene Krug, eine Patin aus dem Freundeskreis des Staatsballetts Berlin, zu Besuch.

Vor dem morgendlichen Training versammelte sich die gesamte Compagnie im Tatjana-Gsovsky-Studio.

Hier bekamen Vladimir Malakhov sowie die ersten Solotänzerinnen und -tänzer, stellvertretend für die gesamte Compagnie, ein Geschenk zum Spielzeitauftakt von ihr überreicht: ein personalisiertes Windlicht.

Die farbenfrohen Windlichter hat die Künstlerin Gosha individuell für alle Tänzerinnen und Tänzer hergestellt.

Gifts for the dancers

Last Friday Marlene Krug, member of the Circle of Friends of the Staatsballett Berlin, visited us. Before class starting at 10.30, the whole company met in the Tatjana-Gsovsky-Studio, where she handed out her presents to Vladimir Malakhov and the principals: a personalized candle light for each of them.

The artist Gosha designed the colorful lights individually for the whole company.